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Funk

Seit seiner Einführung hat "Funk" als gemeinschaftliches Online-Netzwerk des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland eine breite Palette an Inhalten für ein junges Publikum angeboten. Initiiert mit dem Ziel, jüngere Zuschauer anzusprechen und ihnen unterhaltsame und informative Inhalte zu bieten, ist "Funk" ein ambitioniertes Projekt. Allerdings ist es wichtig, kritisch zu hinterfragen, ob das Angebot des öffentlich-rechtlichen Netzwerks tatsächlich dessen eigenen Ansprüchen gerecht wird. Insbesondere die Formate "Wie ist das?" von Leroy und der Youtube Kanal „Highperformer Henning“ weisen einige Schwachstellen auf, die einer kritischen Betrachtung bedürfen. Hierbei ist es mir wichtig zu betonen, dass ich kein Gegner eines öffentlich finanzierten Rundfunks bin und auch einen Ableger, der im Internet gezielt jüngere Leute anspricht, für sinnvoll erachte. Allerdings bleibt es wichtig zu hinterfragen, ob die GEZ-Gebühren wirklich immer in die richtigen Projekte fließen.

„Wie ist das?" ist ein beliebtes Format auf dem "Funk"-Kanal, das Leroy als Host präsentiert. In diesem Format interviewt Leroy Menschen mit einer „besonderen“ Geschichte. Doch leider fällt oft auf, dass Leroy eher drauf bedacht ist eine möglichst große Reichweite zu erzielen als wirklich mit seinen Inhalten einen Mehrwert zu bieten. So veröffentlichte er zum Beispiel sechs Videos, in welchen er Frauen interviewte, die minderjährig schwanger wurden. In diesen Videos werden lediglich die Geschichten der Frauen erzählt und die Kamera auf diese teilweisen tragische Schicksale gehalten, wodurch das Format auf mich mehr wie eine RTL-Reality-Show wirkt, als ein Format, das den Anspruch hat Aufklärung zu leisten. Auch Leroys Format „Das Treffen“ in welchem der Host probiert möglichst gegenteilige Standpunkte von Menschen zu präsentieren und eine Diskussion anzuregen, überzeugt stetig durch eine mittelmäßige bis schlechte Moderationsleistung. So auch zum Beispiel in dem Video „AFD-Politiker trifft Trans-Frau“. Hier agiert Leroy äußerst unprofessionell, indem er dem AfD-Politiker ungestört eine Bühne dafür liefert seine falsche Fakten zu präsentieren. Es wird zwar im Nachhinein ein Faktencheck eingeblendet, jedoch zeugt die Tatsache, dass Leroy den Politiker nicht unterbricht und die Fakten klarstellt, von einer schlechte Vorbereitung.

Ein weiteres Format, das im Rahmen von "Funk" präsentiert wird, ist „Reporter", welches einen ähnlichen Charakter wie Leroys „Wie ist das?“ aufzeigt. Das Konzept hinter diesem Format besteht darin junge Journalistinnen und Journalisten einzusetzen, um über aktuelle Themen zu berichten. Diese Themen sollen besonders am besten besonders speziell sein. Leider versagt "Reporter" oft dabei, ausgewogene und objektive Berichterstattung zu liefern. So zum Beispiel auch im Video „Sie sieht sich nicht als -Mensch, Alice ist der Teil der Otherkin-Community“. Die Mitglieder dieser besagten Community identifizieren sich als Tierwesen, und begründen dies unter anderem damit, dass sie eine Verlängerung ihres Steißbeins spüren. Dass diese Menschen unter teilweise schwerwiegenden psychischen Störungen leiden, wird komplett unterschlagen und sich als einen Drachen zu identifizieren normalisiert. Aufgrund solcher Videos bekommt man das Gefühl, dass es bei „Reporter“ hauptsächlich darum geht, die außergewöhnlichsten Geschichten zu präsentieren, um so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu generieren.

Ein weiterer, besonders negativ auffallender Repräsentant Funks ist „Highperformer Henning“. Dieser leitet auch die Memepage „Hedgefonds Henning“ auf Instagram, auf welcher er „BWL-Memes“ für die „oberen 1%“ postet.

Auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht er beispielsweise Videos wie „Reich mit dem Ukraine Krieg - Ein Guide für Kapitalisten“, in welchem er Tipps gibt, wie man am besten und schnellsten aus Kriegen finanziellen Gewinn schlagen kann, denn Kriege seien das „perfekte Set-Up für ambitionierte High-Performer um richtig Geld zu machen“.

Hier empfiehlt er zum Beispiel in die Waffenindustrie zu investieren oder heruntergekommene Mietobjekte in schlechter Lage an ukrainische Flüchtlinge zu vermieten, um somit Geld vom Staat einzuheimsen. Für die links-grünere Fraktion empfiehlt er eher in Startups für Solaranlagen zu investieren.

Besonders erschreckend ist es, wie leichtfertig hierbei mit persönlichen Schicksalen umgegangen wird beziehungsweise diese überhaupt nicht thematisiert werden. Ein Kanal, der durch öffentliche Gelder finanziert wird, sollte meiner Meinung nach gewisse moralische Standards aufweisen.

Auf der Webseite Funks heißt es: „Bei uns schwingt immer der öffentlich-rechtliche Auftrag mit. Das bedeutet, dass es bei uns keine Werbung und keine Produktplatzierungen gibt. So können wir jungen Talenten ermöglichen, Inhalte zu erstellen, die unabhängig von finanziellen und politischen Einflüssen sind.“ Daraus ergibt sich die Frage, wie Aufträge an jemanden wie Henning vergeben werde, der in seiner Kanalbeschreibung stehen hat: “Schau dir die Videos nur an, wenn du zu den oberen 1% der Gesellschaft gehörst. Oder FDP wählst. …“ und somit ganz klar politische Werbe-Botschaften verbreitet.

Hinzu kommt, dass Henning in seinem Online-Shop T-Shirts im FDP-Layout anbietet und Christian Lindner bereits in Hennings Videos zu sehen war, um Werbung für dessen Kanal zu machen. Für mich stellt sich hierbei die Frage, inwiefern die Content-Creators, die Funk anheuert, wirklich auf die eigenen Standards überprüft werden.

Alles in allem kann man zwar sagen, dass die meisten Funk Creatoren und Creatorinnen eine gute Arbeit machen, jedoch fallen immer wieder Einzelne durch eine schlechte Leistungen auf, die nicht auf dem Niveau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks liegt und deshalb kritisch beleuchtet werden sollten.


LEONARD BRÜCKMANN

31. März 2023



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