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Mein 3-monatiger Schüleraustausch

Mein 3-monatiger Schüleraustausch

 

Von Anfang September bis Ende November 2021 habe ich an dem Brigitte-Sauzay Projekt teilgenommen, bei dem es deutschen und französischen SchülerInnen ermöglicht wird, im jeweilig anderen Land für drei Monate zu leben und zusammen mit seiner Austauschschülerin/ seinem Austauschschüler die Schule zu besuchen.

Meine drei Monate habe ich an unserer Partnerschule der St. Esprit in Beauvais verbracht. Hier wohnte ich bei meiner Austauschschülerin und ihrer Familie direkt neben der Kathedrale. Zusammen gingen wir in die sogenannte troisième. Für mich war der Anfang an einer französischen Schule etwas beschwerlich. Zum einen stellte die französische Sprache zu Beginn einige Schwierigkeiten, doch ich fand mich erstaunlich schnell zurecht und konnte nach einiger Zeit mühelos französische Texte lesen und schreiben. Zum anderen unterscheiden sich die beiden Schulsysteme gewaltig voneinander. Das französische Schulsystem ist darauf aufgebaut, dass die SchülerInnen ganztagsbetreut werden. So kann beispielsweise die Mittagspause von einer bis hin zu drei Stunden dauern. In Deutschland war ich es gewohnt, täglich nur bis dreizehn oder höchstens fünfzehn Uhr in der Schule zu sein, doch dort hatte ich dreimal die Woche bis siebzehn Uhr Unterricht. Die Schule fing um 8:20 Uhr an und ich hatte 32 Wochenstunden, wie in Deutschland auch. Durch die langen Mittagspausen und regulären Freistunden endete der Schultag viel später. Nach Schulschluss musste ich dann Hausaufgaben machen und für Arbeiten lernen, welche ich ganz normal auf Französisch mitschrieb. In Frankreich schreibt man mehrere Arbeiten pro Fach mit jeweils weniger Lehrstoff und einer entsprechend geringeren Gewichtung. Die mündliche Mitarbeit hat in Frankreich nicht so einen hohen Stellenwert. Die Schulfächer als solches unterscheiden sich kaum von den Deutschen, doch werden einige Fächer in Frankreich wie beispielsweise Geschichte und Erdkunde als ein gemeinsames Fach unterrichtet.

Schulen in Frankreich werden zudem viel strenger bewacht. Das komplette Schulgelände war eingezäunt und an den beiden Eingängen gab es eine Einlassstation. Alle Schüler besitzen ein sogenanntes „Carnet“. Dies ist ein Heft, indem beispielsweise vermerkt wird, ab wie viel Uhr du das Schulgelände betreten bzw. verlassen darfst. Die eingetragenen Zeiten werden jeweils beim Betreten und Verlassen des Schulgeländes von Aufsichtspersonen überprüft. Selbst Oberstufenschüler haben nicht die Freiheit in Pausen das Schulgelände zu verlassen. Ein weiterer Punkt, der mich sehr überrascht hatte, war, dass meine Schule einen Dresscode eingeführt hatte. Jogginghosen, Kappen, Mützen, Kapuzen, Löcher Hosen und Croptops waren alle verboten. Am Ende eines jeden Ganges gab es das Zimmer der Aufsichtspersonen, die die Gänge mit Kameras überwachten. Man hatte das Gefühl, durchgehend beobachtet zu werden.

Es gab jedoch auch mehrere positive Aspekte. Jede Schule besitzt eine eigene kleine Praxis mit mehreren Krankenbetten, in der sich ausgebildete Krankenschwestern um einen kümmern. Es gab eine gute Kantine. Zu einem festen Hauptgericht konnte man sich Beilagen und einen Nachtisch selbst wählen. Das Angebot war dabei sehr groß. Außerhalb der Schule blieb zwar nicht viel Freizeit, jedoch konnte ich trotzdem mit meinen Freunden Zeit verbringen. Meine Hobbys konnte ich auch dort weiterführen. Ich habe ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass man nicht ohne Weiteres an einem sonnigen Tag in einem öffentlichen Park ein Buch lesen kann, ohne von schwer bewaffneten, autoritären französischen Polizisten auf Drogen durchsucht zu werden. Meine französische Gastmutter meinte, dass die Kontrolle auch wegen des Verdachts auf Obdachlosigkeit erfolgt sein könnte.

Nach meinen drei Monaten kam meine Austauschschülerin direkt mit mir nach Deutschland und verbrachte hier ebenfalls einige Wochen, musste den Austausch doch coronabedingt abbrechen. Ich persönlich wurde sehr offen von der Klasse aufgenommen, habe mich durch meine Erfahrungen weiterentwickeln können und wurde viel selbstständiger. Deswegen kann ich Auslandsaufenthalte nur empfehlen!

 

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