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Bauern im Mittelalter

Ich muss dir eine Geschichte erzählen, die ich selber erlebt habe und zwar war ich letzte Woche im Mittelalter. Ich wurde mit einer Zeitmaschine dahin „gebeamt“... Es wird alles schwarz um mich herum und mein Kopf wird hin und her geschubst, als wäre ich in einer Achterbahn, bis ich ungefähr eine Sekunde fliege und schließlich auf dem Boden aufschlage. Also, es fühlte sich an, wie ein Boden. Ein stechender Schmerz ist in meinem Kopf und alles dreht sich in meinem Kopf. Der Boden fühlt sich kühl an und es riecht nach Kerze und Weihrauch. Ich versuche, meine Augen aufzumachen und blicke auf eine bunte Decke, die verschiedene Farben hat. Ich stütze mich ab und versuche aufzustehen, aber meine Arme pochen und mit zusammengebissenen Zähnen stehe ich auf. Ich blicke mich um und sehe in der Mitte des Raumes viele Sitzbänke mit Schnitzereien, die wie Tiere oder Fabelwesen aussehen. Mit einen Abstand von den Sitzbänken ist auf der einen Seite ein Altarraum und eine Kreuzung, die zu einem anderen Raum geht. Ich gehe Richtung Sitzbänke, als mich jemand auf die Schulter tippt. Ich zucke zusammen und drehe mich um. Hinter mir steht ein älterer Mann mit weißem Bart und eine Schwarze Kutte um seinen Körper. Er fragt mich:,,Wer bist du und was willst du hier?“,seine Stimme war dunkel und röchelnd. Ich sage:,,Ich wollte mir nur die Kapelle anschauen“. Der Mann schaut mich starr an und lächelt und sagt:,, Ach so, na dann, also ich bin Benedikt und bin ein Mönch. Diese Bänke, die du dort siehst, nennen wir Chorgestühl und ist in der Kirche das Wichtigste, da wir sieben mal pro Tag zusammensitzen und Gott loben. Dieser Raum dort rechts, ist das Presbyterium, wo wir uns immer alle treffen, wenn wir die Feier des Stundengebets feiern“. Ich schaue mir alles genau an, als wir vor dem Eingang stehen. Ich bedanke mich bei Benedikt, da ich gespannt bin, was mich draußen erwartet. Draußen ist es heiß und sonnig. Ich sehe mich um und sehe von weitem Bauern, die auf dem Feld mit dem Pflug arbeiten. Andere Männer haben Sicheln in den Händen, um Getreide einzusetzen. Das geerntete Getreide wird mit zwei- oder vierrädrigen Wägen transportiert. Ich habe im Geschichtsunterricht gehört, dass 90% der Bevölkerung hier etwas mit Landwirtschaft zu tun haben und dass Bauern sich nicht nur selbst versorgen, sondern auch den adeligen Grundherren sowie der städtischen Bevölkerung etwas abgeben müssen. Bauern sind im Dritten Stand, nur die adeligen und Fürsten/ Pfarrer sind höher und haben mehr Rechte als die Bauern. Trotz der schweren Arbeit, ist ihr Ansehen niedrig. Ich weiß noch, dass es drei Arten von Bauern gibt. Es gibt die freien Bauern, die halbfreien Bauern und die unfreien Bauern. Wobei die halb-und unfreien Bauern Rechts- und Wirtschaftssystem der Grundwirtschaft heißen, also waren wirtschaftlich und rechtlich abhängig von den Grundherren. Ich sehe, dass ein Junge ungefähr meines Alters oder älter, vom Feld auf mich zukommt. Er steht vor mir, seine schwarzen Haare kleben an seiner Stirn und er wischt seine schmutzigen Hände an der ausgefransten Hose ab. Er fragt:,,Du stehst schon eine Weile hier herum, hast du Fragen? Ich denke, dass du nicht von hier kommst.“ Ich schaue an mir herunter und stelle fest, dass ich keine dreckige Kleidung habe und meine Kleidung nicht zerrissen ist. Ich sage zu ihm:,,Ich wollte mich nur mal umsehen und wissen, was hier so passiert.“ Der Junge sagt: „Wenn du willst, kann ich dich herumführen und alles zeigen. Ach so und ich heiße Eckehard und du?“ Ich frage:,,Musst du nicht weiter arbeiten, da du vom Feld kamst?“, ich heiße übrigens Klara.“ „Eigentlich schon, aber ich bin heimlich weggegangen, da ich echt eine Pause brauche, also los, damit mein Vater mich wirklich nicht sucht“, sagt Eckehard.“ „Ok“, sage ich und folge ihm. Wir laufen über einen Schotterweg und kommen an Rinder vorbei. Eckehard sagt:,,Die Rinder  werden als Zugtiere und Lieferanten von Milch, Fleisch und Leder gehalten. Neben der Landwirtschaft sind wir auch Viehalter. Alle Bauern müssen vom Sonnenaufgang bis zum Einbruch der Dunkelheit arbeiten. Unser Alttag ist durch den jahreszeitlichen Zyklus bestimmt. Jetzt im Sommer und Frühherbst müssen wir Ernte und Pflugarbeiten machen. Im Frühjahr bestellen wir die Äcker, pflügen und säen aus. Meine Mutter muss auf dem Feld, im Garten und im Haus arbeiten. Dazu gehört die Herstellung der Materialien für die Kleidung und ihre Anfertigung und die Kinderaufzucht. Meine Tante war krank und konnte sterben und war dabei schwanger, deshalb musste sie nicht arbeiten und wurde von den Arbeiten befreit. Ab sieben Jahren müssen die Mädchen den Hof fegen, Tiere füttern, die Tiere auf die Weide bringen und auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen, wenn die Mütter keine Zeit haben. Meine beiden Schwestern Agate und Hildegard fingen letztes Jahr mit der Arbeit an, da sie letztes Jahr sieben wurden“. „Habt ihr keine Schule?“, frage ich Eckehard. „Ich war mit 10 Jahren in der Schule, da wir noch Geld hatten und ich noch nicht arbeiten musste, da wir genug Männer auf dem Feld waren. Aber da vorletztes Jahr mein Opa gestorben ist, habe ich mit 14 Jahren angefangen zu arbeiten. Meine Schwestern können nicht in die Schule, da es viele Schwangere gibt und viele Frauen krank sind und sie die Plätze mit anderen Mädchen ab 7 Jahren belegen müssen und wir auch keine Zeit für Schule hätten, da wir immer am Arbeiten sind“. „Oh“, sage ich. „Jetzt zeige ich dir mal unser Haus, wenn es dich interessiert?“, fragt er. Ja gerne, sage ich und ich folge ihm. Ich sehe überall Holzhütten und Weiden und Frauen und Kinder die arbeiten. Ich bin echt berührt, das Kinder jetzt schon arbeiten müssen und die Arbeit nicht ungefährlich ist. Wenn ich hier wäre, müsste ich schon seit sieben Jahren arbeiten und konnte nicht in die Schule, um schreiben und lesen lernen zu können. Ich nehme mir vor, die Schule zu genießen und froh zu sein, dass ich so etwas habe. Da blieb Eckehard stehen und sagt zu mir: „Das ist das Haus von meiner Familie.“ Ich schaue die Holzhütte an und stelle fest, dass die Hütte nicht so groß ist, wie mein Haus zuhause und die Dächer sind aus Stroh. Eckehard greift in einen Holzspalt über der Tür und lockert den Riegel. Ich frage ihn: „Habt ihr keine Angst, dass euch jemand etwas klaut?“ Eckehard macht die Tür auf und sagt dabei: „Eigentlich nicht, da wir keine wertvollen Sachen haben und wenn haben wir extra den Riegel gut versteckt, sodass die Diebe lange suchen müssen. Das fällt dann den Bewohnern auf und sie werden die Diebe verscheuchen. Sie können sie auch fangen und zu den Lehens bringen, die dann entscheiden, was passiert“. „Ok“, sage ich. In der Hütte sehe ich einen Ofen, oder so was ähnliches. Eckehard kommt zu mir und gibt mir ein Tongefäß mit Wasser und ein Brotstück mit Käse. Ich sage:“Danke“, und nehme ein Stück vom Brot und trinke etwas. Eckehard schaut mich an und wartet, bis ich fertig bin mit dem Essen und sagt: „Das in der Mitte, ist ein Herdfeuer, das die Hütte im Winter erwärmt. Der Rauch kann dann durch die Tür und Dachöffnung abziehen. Die eine Hälfte der Hütte ist unser Familienbereich und die andere Hälfte der Hütte ist der Stall oder die Scheune, wo Schafe stehen.“ Erst jetzt sehe ich neben dem Herdfeuer einen Tisch mit 13 Stühlen und dahinter sieben enge und sehr kleine Betten. Eckehard sieht meinen Blick, da er sagt: „Die älteren Leute schlafen auf Pritschen und die Kinder auf dem aufgeschüttelten Stroh auf dem Fußboden. Wir teilen uns eine Hütte mit der ganzen Familie, also sieben Erwachsene und sechs Kinder, die alle über sieben Jahre sind, da du sie sonst gesehen hättest.“ Ich frage: „Wann gibt es denn bei euch immer Essen und wie oft?“ Meine Oma macht immer zwei Mahlzeiten am Tag. Für morgens und nach harter Arbeit am Abend, das ist bei uns allen im Dorf so und es ist nicht viel, was wir bekommen, aber Hauptsache wir bekommen überhaupt etwas.“ „Oh, das wusste ich nicht“, flüstere ich. Da war noch eine Sache, die bei uns als Regel gilt, da wir abhängig vom Grundherr sind, dürfen wir nicht selber entscheiden, ob wir heiraten dürfen oder nicht und der Grundherr entscheidet  bei Streitereien, was passiert und können Länder mit Bauern verschenken, eintauschen oder verkaufen. Wenn der Grundherr befielt, dass wir mit unseren Tieren und Geräten die Äcker pflügen oder einzäunen sollen, machen wir es.“ Ich höre zu und schaue mich um, als hinter uns die Tür aufgeht. Ich drehe mich um und sehe einen Mann, der ca.40 ist und stark aussieht. Er schaut seinen Sohn wütend an und sieht mich nicht, sondern geht auf Eckehard zu. Eckehard geht ein Schritt zurück und sagt: „Es tut mir leid Vater, ich wollte nur eine Pause machen und etwas trinken.“ „Eckehard sei still, du kennst die Regeln und weißt was passiert, wenn du sie brichst!“ Ich sehe erschrocken zu, wie sein muskulöser, dreckiger Arm sich hebt, als ich einen Sog spüre und es schwarz wird. Ich schreie herum, als ich auf etwas Weiches lande und feststelle, dass ich wieder auf meinem Bett liege. Vor mir liegt: „Ich und die Heartbreakers“ aufgeschlagen.Ich bin wohl wieder zurück gekommen... „Das war ja eine spannende Geschichte“, sagt meine Freundin Helen, die neben mir auf dem Bett liegt. „Denkst du Eckehards Vater hat ihn geschlagen?“, fragt Helen. „Ich weiß es nicht“, seufze ich traurig. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Anna (Samstag, 20 Januar 2024 21:39)

    Wo bleibt das bild